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Schule und externe Partner in Kooperation
Lernen neu denken
Viele Schulen gehen inzwischen neue Wege, um ihren Schülerinnen und Schülern die Aneignung von Kompetenzen zu ermöglichen, die sie für die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und ihre persönliche Zukunft benötigen. Diese Schulen öffnen sich verstärkt ins Quartier, knüpfen regionale Wissensnetze und arbeiten mit außerschulischen Akteuren zusammen. Dahinter steht die Vision, gemeinsam mit anderen Bildungspartnern Lernen neu zu denken.
Was jedoch braucht es konkret, um Kooperationen so zu gestalten, dass sie tatsächlich zu »Ermöglichungsräumen« werden? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Partnern gelingen? Und wie kann eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten in den schulischen und außerschulischen Lernorten aussehen? Darüber spricht Moderator Armin Himmelrath mit Philip Kösters, Mitglied der Geschäftsleitung beim Chancenwerk und den beiden Lehrkräften Sarah Kappelhoff und Tim Rehne. Beide unterrichten an der Erich Kästner-Schule Bochum, mit der das Chancenwerk kooperiert.
Durch das Gespräch führt Armin Himmelrath
Armin Himmelrath hat Sozialwissenschaften und Germanistik in Wuppertal und Beer Sheva (Israel) studiert. Er arbeitete als freier Bildungs- und Wissenschaftsjournalist unter anderem für den WDR, den Deutschlandfunk, die »Süddeutsche Zeitung« und Spiegel Online sowie als Moderator und Buchautor. Seit 2018 ist er Bildungsredakteur beim »Spiegel«, außerdem weiterhin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Moderator und Reporter aktiv.
Praxistipp »Partner finden«
1. Erster Schritt: Ziele und Bedarfe klären
Berufsorientierung, Individuelle Förderung oder MINT: Welche zusätzlichen Bildungsangebote möchten Sie an Ihrer Schule umsetzen? Welche Schülergruppe möchten Sie fördern? Suchen Sie nach einem Partner für eine Projektwoche oder planen Sie eine langfristige Zusammenarbeit? Eine klare Vorstellung über Inhalte und Ziele der Zusammenarbeit hilft Ihnen, gezielt nach passenden Partnern zu suchen.
2. Nutzen Sie bestehende Netzwerke und vorhandene Kontakte
Überlegen Sie im zweiten Schritt, welche Netzwerke es schon gibt: Über welche Kontakte verfügen Sie selbst beziehungsweise welche sind an Ihrer Schule schon vorhanden? Auch Eltern oder ehemalige Schülerinnen und Schüler können möglicherweise Kontakte zu potenziellen Partnern herstellen. Regionale Bildungsnetzwerke, wie zum Beispiel Bildungsbüros, bieten sich ebenfalls als Anlaufstellen an. Seit 2024 unterstützen acht Regionale Entwicklungsagenturen (REAB) die Vernetzung der Bildungsangebote und -akteure vor Ort. Häufig bieten sie auch Schulungen an, zum Beispiel zum Thema »Externe Kooperationen«.
- REAB Nord (Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen/Bremerhaven)
- REAB Niedersachsen
- REAB Brandenburg
- REAB NRW
- REAB Mitteldeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen)
- REAB Hessen
- REAB Rheinland-Pfalz – Saarland
- REAB Bayern
3. Sprechen Sie regionale Unternehmen und Organisationen an
- Welche Vereine, Hochschulen oder andere gemeinnützige Organisationen in Ihrer Region passen zu Ihren Bildungszielen?
- Häufig sind lokale Firmen an der Nachwuchsförderung in ihrer Region interessiert und daher aufgeschlossen für Schulkooperationen. Beim Thema Berufliche Bildung können diese Unternehmen etwa bei Schülerpraktika, Werkstatt-Tagen oder Projektwochen unterstützen.
- Außerschulische Lernorte in der Region, wie Museen, Kindertheater oder Lernbauernhöfe, sind weitere Anlaufstellen, um vor Ort Kontakte zu knüpfen.
4. Knüpfen Sie Kontakte auf Bildungsmessen oder Veranstaltungen
- Finden in Ihrer Region Bildungsmessen statt? Nutzen Sie solche Messen, um vor Ort potenzielle Partner anzusprechen. Bildungsmessen in Ihrer Region können Sie zum Beispiel über die Suchfunktion des Begabungslotsen finden.
- Fachveranstaltungen, Netzwerktreffen und lokale Bildungsprojekte sind ebenfalls gute Gelegenheiten, um interessante Kooperationspartner kennenzulernen.
5. Nutzen Sie Online-Plattformen und Datenbanken für Ihre Recherche
Einige Online-Plattformen und Datenbanken bieten Orientierung zum Thema Schulkooperationen. Listen mit anerkannten außerschulischen Partnern finden Sie auf den Webseiten der Bildungsserver der Bundesländer oder auf von ihnen geförderten Projektseiten. Einige Beispiele:
- BipaMap.NRW: Außerschulische Lernorte in NRW
- Historische Lernorte in Sachsen
- Wissenswelten: Außerschulische Lernorte in Bremen und Bremerhaven
- Lernorte-Datenbank Berlin-Brandenburg
Viele außerschulische Akteure sind untereinander vernetzt und halten bundesweite Übersichten mit lokalen Partnern parat. Auf den Plattformen dieser Initiativen können Sie nach passenden Partnern suchen. Einige Beispiele:
- SCHULEWIRTSCHAFT Deutschland (Netzwerke vor Ort)
- Kulturagenten für kreative Schulen (NRW, Berlin, Hamburg, Thüringen)
- Lernort Bauernhof (Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e. V.)
Praxistipp »Zusammenarbeit gestalten«
1. Legen Sie gemeinsam Ziele und Visionen fest
- Sprechen Sie mit Ihrem außerschulischen Partner über gemeinsame Ziele und die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler. Klären Sie, für welche Haltung Sie als Schule stehen und für welche Ihr potenzieller Kooperationspartner. Was ist Ihnen besonders wichtig? Wie müsste die Kooperation gestaltet werden, damit beide Seiten sie als gelungen empfinden? Welche Erwartungen werden mit der Zusammenarbeit verbunden? Welche Ergebnisse sollen erreicht werden?
2. Klären: Welche Ressourcen und Unterstützung können die Partner einbringen?
- Verständigen Sie sich frühzeitig darüber, welche Ressourcen beide Partner einbringen können. Dies betrifft zeitliche Ressourcen, Personal, Materialien oder finanzielle Mittel. Welche organisatorische Unterstützung braucht es von welcher Seite, damit die Kooperation effektiv umgesetzt werden kann?
3. Setzen Sie auf Verbindlichkeit und klare Absprachen
- Wenn geeignete Partner gefunden wurden, sind klare Absprachen wichtig. Sie können die Zusammenarbeit in einem Kooperationsvertrag verbindlich gestalten. Dieser Vertrag sollte Ziele, Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar definieren und festschreiben.
- Legen Sie die Rahmenbedingungen für die Kooperation fest, zum Beispiel den Zeitraum, indem Sie miteinander arbeiten möchten. Vereinbaren Sie Rechte und Pflichten. Auch Themen wie Vergütung, Aufsichtspflicht oder Versicherungsfragen sind zu klären.
4. Kommunikation und Wertschätzung ist wichtig
- Vertrauen ist die Grundlage jeder erfolgreichen Partnerschaft. Dazu gehört ein wertschätzender Umgang und die Anerkennung der jeweiligen Kompetenzen und Stärken. Außerschulische Partner bereichern mit ihren speziellen Kenntnissen und Fähigkeiten den Unterricht.
- Eine offene und regelmäßige Kommunikation trägt dazu bei, die Zusammenarbeit gut zu gestalten und Missverständnisse zu vermeiden. Feste Ansprechpartnerinnen oder -partner sowie regelmäßige Treffen und Austauschmöglichkeiten schaffen Verbindlichkeit. Wichtig ist, dass Aufgaben, Erwartungen, Zuständigkeiten und Abläufe klar definiert und kommuniziert werden.
- Teilen Sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse. Halten Sie sich gegenseitig auf dem Laufenden und informieren Sie Ihren Partner über Veränderungen. Feedback hilft, die Qualität der Kooperation kontinuierlich zu verbessern. Agieren Sie dabei auf Augenhöhe. Beide Partner können voneinander lernen. Und: Teilen Sie Ihre Erfolge!
5. Bleiben Sie flexibel
- Eine Kooperation lebt auch davon, dass Schulen und außerschulische Partner flexibel aufeinander eingehen können und bereit sind, ihre Ansätze je nach Situation und Bedürfnissen der Lerngruppe anzupassen. Für Schulen ist es wichtig, dass sich das außerschulische Angebot gut in den Unterricht integrieren lässt und den Lehrkräften den Freiraum lässt, sich selbst noch einbringen zu können.
6. Binden Sie die Schulgemeinschaft ein
- Wenn Schülerinnen und Schüler, das Kollegium und ggf. auch die Eltern einbezogen werden, erhöht dies das Verständnis und die Akzeptanz der Kooperation. Für Kinder und Jugendliche bedeutet Partizipation, dass sie mit ihren Belangen ernst genommen werden und ihr Lernen mitgestalten können.
- Kooperationen sind keine Einbahnstraße: Es ist wichtig, dass alle Beteiligten von den Angeboten profitieren und diese als Bereicherung empfinden – das gilt natürlich auch für den externen Partner.
7. Langfristigkeit und Nachhaltigkeit
- Kurzfristige Kooperationen setzen Impulse – längerfristige Partnerschaften hingegen haben das Potenzial, nachhaltiger zu wirken. Sie sind oft effektiver als kurzfristige Projekte, da die Zusammenarbeit sich kontinuierlich weiterentwickeln kann: Erfolgreiche Kooperationen aufzubauen, braucht Zeit.
8. Holen Sie sich Rückmeldung ein
- Eine regelmäßige Bewertung der Zusammenarbeit hilft, Wirkung zu messen und mögliche Verbesserungen zu identifizieren. Dies kann durch Umfragen, Feedback-Gespräche oder eine systematische Auswertung der Projektergebnisse geschehen.
- Auch die Meinung der Schülerinnen und Schüler sowie des Kollegiums ist wichtig, um geeignete Partner auszuwählen. Sie alle können wertvolle Hinweise geben, welche Angebote am meisten Nutzen bringen und am besten zu den Bedürfnissen der Schule passen.
Die Gäste
Sarah Kappelhoff
Philip Kösters
Tim Rehne
Zum Weiterlesen
Baar, Robert; Schönknecht, Gudrun: Außerschulische Lernorte: didaktische und methodische Grundlagen. Beltz, 2018.
Blum, Jona u.a.: Transformatives Lernen durch Engagement. Ein Handbuch für Kooperationsprojekte zwischen Schulen und außerschulischen Akteur*innen im Kontext von Bildung für nachhaltige Entwicklung. Herausgegeben vom Umweltbundesamt, Publikation als PDF, 2021. Zur Webseite.
Downloads
Potenzialverstärker – Folge 4
Mit unserem Podcast »Potenzialverstärker« sind wir zu Gast in Schulen und außerschulischen Lernorten – immer mit den Fragen: Wie machen es die anderen? Wie gelingt es ihnen, Kinder und Jugendliche zu unterstützen, das Beste aus ihren Fähigkeiten zu machen? Was sagt die Wissenschaft und welche Wege geht die Praxis?
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