Zum Hauptinhalt der Seite springen

Zum Podcast mit Björn Lengwenus

Auch hörbar auf: 

Spotify 

Apple Podcasts 

YouTube Music 

Amazon Music 

und allen gängigen Podcast-Plattformen.

Warum spielt Schule nicht im Konzert der guten Orte mit?

Björn Lengwenus
Ein Foto von Björn Lengwenus, Schulleiter an der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Hamburg.

Björn Lengwenus

Ein Foto von Björn Lengwenus, Schulleiter an der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Hamburg.
© Ole Schwarz/Werkstatt Berlin

Björn Lengwenus

Björn Lengwenus ist Schulleiter an der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Hamburg mit 1.800 Schülerinnen und Schülern aus über 80 Nationen. Als Autor schuf er die Kinder-Schachsoftware »Fritz und Fertig«. 2020 erschien sein Jugendsachbuch »Glück« im Carlsen-Verlag. Während des Lockdowns hielt er mit einer täglichen YouTube-Show »Dulsberg Late Night« den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern. Dafür wurde er unter anderem mit der Goldenen Kamera (online) und dem Grimme-Preis (online award) ausgezeichnet.

Auf der Suche nach einem guten Ort

In der zweiten Folge des Potenzialverstärker-Podcasts spricht Armin Himmelrath mit Björn Lengwenus – Schulleiter an der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Hamburg und bekannt durch sein außerordentliches Engagement für seine Schülerinnen und Schüler.

Die vielfach ausgezeichnete, inklusive Schule liegt in einem der wirtschaftlich schwächsten Stadtteile Hamburgs – und fördert gleichzeitig individuelle Potenziale bei 1.800 Schülerinnen und Schülern. Gerade bei denjenigen, denen Anreize fehlen, will Björn Lengwenus Visionen erwecken und sie dabei unterstützen, ihre Interessen zu entdecken – im Zweifelsfall auch mit kleineren Nischen in der Talentförderung. Dafür muss Schule jedoch als gemeingesellschaftliche Aufgabe verstanden werden – um zu einem Ort zu werden, an dem sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen.

Wie solche guten Orte entstehen können, erklärt Björn Lengwenus praxisnah und gibt konkrete Tipps, wie die Umsetzung auch an anderen Schulen gelingen kann. 

Durch das Gespräch führt Armin Himmelrath

Armin Himmelrath hat Sozialwissenschaften und Germanistik in Wuppertal und Beer Sheva (Israel) studiert. Er arbeitete als freier Bildungs- und Wissenschaftsjournalist unter anderem für den WDR, den Deutschlandfunk, die »Süddeutsche Zeitung« und Spiegel Online sowie als Moderator und Buchautor. Seit 2018 ist er Bildungsredakteur beim »Spiegel«, außerdem weiterhin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Moderator und Reporter aktiv.

Tipps aus der Schulpraxis »Alter Teichweg«

Anregungen

Begrüßungskultur: Die Jugendlichen morgens – an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeitpunkten, wie dem ersten Tag nach den Sommerferien – persönlich zu begrüßen, ist gelebte Begrüßungskultur. Das persönliche Begrüßen bekundet das Interesse an dem einzelnen Schüler, der einzelnen Schülerin. Eine gute Begrüßungskultur zahlt ein auf wertschätzende Kommunikation und gute Schüler-Lehrer-Beziehung.

Lobanrufe bei Eltern: Schulen sind häufig von einer Defizitorientierung geprägt. Lobanrufe bei Eltern können helfen, diese Haltung umzulenken. Dazu gehört zum Beispiel, Eltern nicht nur dann anzurufen, wenn Probleme mit dem Kind im Raum stehen, sondern auch, wenn es Positives zu berichten gibt.

Zukunftswerkstatt: »Be part« heißt: Alle sind Teil der Schulgemeinschaft und arbeiten gemeinsam daran, Schule zu einem guten Ort zu machen. In einer Zukunftswerkstatt können sich Lehrkräfte und Schüler regelmäßig gemeinsam zusammensetzen, Themen diskutieren und ihre Umsetzung auf den Weg bringen.

Willkommenskultur: Sich willkommen zu fühlen, ist Grundlage für erfolgreiches Lehren und Lernen. Für eine gute Willkommenskultur müssen alle Beteiligten der Schulgemeinschaft einbezogen werden. Sie kann vielfältig gelebt werden: Dazu kann die persönliche Begrüßung von Schülerinnen und Schülern oder Eltern gehören, der freundliche Empfang im Schulsekretariat oder das Fortbildungspaket für alle Lehrpersonen, die neu an die Schule kommen.

Afterwork: Mit einem Afterwork können lange, arbeitsreiche Konferenztage in der Schule als »Feiertage« gestaltet werden. Mit gemeinsamem Essen, Tanzen oder einem Drink kann der Tag angenehm ausklingen. Denn Schule ist nicht nur ein Arbeits-, sondern auch ein Lebensort, an dem man viel Zeit verbringt. Daher ist es umso wichtiger, ihn mit vielen angenehmen Dingen zu verknüpfen.

Patensystem: Lehrkräfte, die neu an die Schule kommen und denen ein erfahrener Kollege oder eine erfahrene Kollegin an die Seite gestellt wird, finden sich schneller an der neuen Schule zurecht und fühlen sich durch diese Begleitung und Beratung gut aufgenommen. Ein Achtsamkeitspatensystem kann sich an erfahrene Lehrkräfte richten. In diesem Fall achten Kolleginnen und Kollegen aufeinander, zum Beispiel bei drohender Überlastung und erschöpften Energiereserven.

Die Haltung dahinter

Engagement hilft: Jeder und jede Einzelne kann sich in den Prozess, Schule zu einem guten Ort zu machen, einbringen. Engagement beginnt im Klassenzimmer. Wie kann der Raum, wie kann der Unterricht gestaltet werden, um Lernen angenehm und erfolgreich zu machen.

Beteiligung ermöglichen: Schule kann nur dann ein guter Ort sein, wenn Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte sich als Teil der Schulfamilie fühlen. Dies gelingt, wenn echte Beteiligung für alle ermöglicht wird. Das setzt voraus, dass Mitgestaltung sehr ernst genommen wird und gegebenenfalls auch Beschlüsse umgesetzt werden, die die Schulleitung in dem Moment vielleicht nicht wichtig oder gut findet.

Mutig sein: Gute Schulen sind mutig und gehen neue Wege, wenn sie dies für erforderlich halten. Mutig sein heißt, auf das eigene »pädagogische Herz« zu hören und zu vertrauen.

Haltung entwerfen: Jede Schule sollte sich auf ihre eigenen Leitlinien einigen: Was will diese Schule, diese Klasse, dieses Team? Es braucht Einigung, um die immer wieder neu gerungen werden muss, weil Schulentwicklung ein kontinuierlicher Prozess ist.

Schulklima gestalten: Gute Schulen agieren auf Augenhöhe mit den Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern. Als Lehrperson gilt es dabei nahbar zu bleiben. Eltern werden grundsätzlich erst einmal willkommen geheißen, wenn sie in die Schule kommen, auch wenn ihr Verhalten oder ihr Erziehungsstil möglicherweise Anlass zu Kritik gibt. Ist jemand im Kollegium überfordert in der Klasse und wird sogar laut, überlegt das Kollegium, wie es unterstützen kann.

Außenmauern runterklappen: Schulen sollten nicht nur gute Orte sein, sondern auch fest verankert in der Gesellschaft. Das gelingt, wenn Schule das »Leben reinlässt«, aber auch selbst nach draußen geht – in die Stadt oder in die Natur.

Ressourcen: Gute Schule zu sein, ist nicht alleine eine finanzielle Frage, aber es braucht auch Ressourcen, um Projekte umzusetzen. Hierfür gilt es Mittel einzuwerben. Fundraising startet mit der richtigen Haltung und guten Konzepten.

Impulse zu »Auf der Suche nach einem guten Ort«

Überlegen Sie sich:

  • Welche Besonderheiten hat Ihre Schule bzw. Ihr Lernort? Auf welche Stärken möchten Sie sich fokussieren?
  • Wie müsste Schule aus Ihrer Sicht, aus Sicht des Kollegiums, der Schülerinnen und Schüler und der Eltern aussehen, um ein guter Ort zu sein? Entwickeln Sie eine gemeinsame Zukunftsvision und überlegen Sie, wie Sie sie umsetzen können.
  • Wie könnten Sie sich im Kollegium gegenseitig unterstützen? Was können Sie selbst dazu beitragen?
  • Wie könnten Sie das Zugehörigkeitsgefühl in der Schulfamilie stärken? Welche Möglichkeiten und Zeitpunkte für einen regelmäßigen Austausch könnte es geben? Schaffen Sie neue Rituale.
  • Welche Maßnahmen können dazu beitragen, dass sich Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler als selbstwirksam erfahren können? An welchen Stellen können Unterricht und Gemeinschaft von den Jugendlichen mitgestaltet werden, wo können sie Verantwortung übernehmen?
  • Wertschätzung, Respekt, Vertrauen, Unterstützung, Wohlbefinden, Gemeinschaftsgefühl: Was braucht es, damit sich alle Beteiligten an Ihrer Schule wohlfühlen? Welches Schulklima zeichnet Ihren Lernort jetzt schon aus, wo gibt es noch Potenziale?
Grafik zur Veranschaulichung des Bereiches Tipps unseres Hybriden Lernraums. Ein Pfeil zeigt auf eie Box, aus der eine Gluebirne heraussteht. Die Box steht vor einem Werkzeugkoffer.

Zum Weiterlesen

2021 wurde die Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet:

Zur Laudatio

Zum Schulportrait

Burow, Olaf-Axel: #Schule der Zukunft. Sieben Handlungsoptionen. Beltz, 2022.

Burow, Olaf-Axel: Wertschätzende Schulleitung. Der Weg zu Engagement, Wohlbefinden und Spitzenleistung. Beltz, 2022.

Grafik zur Veranschaulichung des Bereiches Literatur unseres Hybriden Lernraums. Ein Pfeil zeigt auf drei Buecher, die neben einem Werkzeugkasten stehen.

Downloads

Potenzialverstärker – Folge 2

Mit unserem Podcast »Potenzialverstärker« sind wir zu Gast in Schulen und außerschulischen Lernorten – immer mit den Fragen: Wie machen es die anderen? Wie gelingt es ihnen, Kinder und Jugendliche zu unterstützen, das Beste aus ihren Fähigkeiten zu machen? Was sagt die Wissenschaft und welche Wege geht die Praxis? 

Weitere Angebote im Hybriden Lernraum zu Lernorten

Hybrider Lernraum

Unsere Podcast-Reihe »Potenzialverstärker« ist Teil des Hybriden Lernraums. Hier finden Sie für Ihre Arbeit in Schule oder an außerschulischen Lernorten Informationen und Praxistipps aus Wissenschaft und Praxis – als Texte, Methoden, Podcasts, Videos oder Workshops.

Zurück zur Startseite

Sie haben Fragen zu unseren analogen und digitalen Formaten?

Schreiben Sie uns gerne!