Was wissen wir über guten Unterricht für besonders begabte oder sogenannte (hoch-)begabte Schülerinnen und Schüler? Welche Möglichkeiten hat die Grundschule, (hoch-)begabte Schülerinnen und Schüler zu fördern?
Alle Kinder und Jugendliche sind besondere Kinder und Jugendliche, sie sind einzigartig. Jede Einzelne und jeder Einzelne muss besonders gefördert werden, weil jeder Mensch anders ist und andere Bedürfnisse hat. Das trifft auch und vielleicht noch etwas spezifischer für (hoch-)begabte Schülerinnen und Schüler zu.
Guter Unterricht im Sinne von Problemlösefähigkeit zeichnet sich zum Beispiel durch differenzierte Aufgaben aus. Abhängig von der Leistungsfähigkeit und den gezeigten Leistungen, erhalten Schülerinnen und Schülern unterschiedlich schwierige Aufgaben, zu deren Lösung sie selbst tätig und wirksam werden müssen. Das geht im Fach Mathematik besonders gut, ist aber auch in allen anderen Fächern möglich.
Wichtig ist die Schaffung einer experimentellen Lernatmosphäre im Klassenraum, in der über die Aufgaben die Neugier gefördert wird und die Schülerinnen und Schüler zum Weiterlernen, zum Entdecken, zum Nachdenken herausgefordert und motiviert werden.
Unterrichtsthemen und Lernklima
Die Förderung von Kindern mit besonderen Interessen, Neigungen oder Begabungen gelingt Lehrkräften insbesondere dann, wenn sie mehr über die Themen, Interessen und Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler erfahren. Damit Unterrichtsthemen zu den Themen der Kinder und Jugendlichen werden, an denen sie dann weiter vertiefend arbeiten, finden unter anderem Lernentwicklungsgespräche in den Grundschulen statt, werden Portfolios für die Lernentwicklung erstellt.
Die aktive Einbindung der Kinder in die Lernentwicklungsgespräche, konkrete Zielvereinbarungen mit den Kindern und deren Eltern tragen dazu bei, die Interessen, Neigungen und Begabungen nicht nur ernst zu nehmen, sondern Wege zur Entwicklung zu finden und zu qualifizieren.
Neben dieser inhaltlichen Arbeit muss Schule zugleich Sorge für ein emotional angemessenes Lernklima tragen mit einer verlässlichen und authentischen Beziehungskultur. Diese bildet eine wesentliche Grundlage dafür, dass sich Kinder etwas zutrauen, offen für Neues und bereit sind, Fragen zu stellen und die Antworten nach eigenen Strategien zu finden.
Netzwerkschulen
Die Gütesiegelschulen im landesweiten Netzwerk »Begabungsfördernde Schulen Sachsen-Anhalt« unterstützen mit ausgebildeten Lernbegleiterinnen bzw. Lernbegleitern die speziellen Bedürfnisse besonders begabter und hochbegabter Grundschulkinder. Die Lernbegleiter dieser Schulen beraten Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte an der eigenen Schule und an Schulen im Einzugsgebiet.
Zu den Gütesiegelschulen mit zwei Lernbegleiterinnen bzw. Lernbegleitern gehören folgende Schulen:
- Grundschule Goethe, Halberstadt
- Grundschule Erich Kästner, Haldensleben
- Grundschule Neumarkt, Halle
- Grundschule Friedrich-Ludwig-Jahn, Leuna
- Grundschule August-Hermann-Francke, Wernigerode
Die Auswahl und Berufung der Netzwerkschulen erfolgt durch das Ministerium für Bildung Sachsen-Anhalt. Netzwerkschulen mit zwei ausgebildeten Lernbegleitern haben die Möglichkeit, einen Antrag auf Verleihung des Gütesiegels Begabungsfördernde Schule zu stellen.
Schulen mit Gütesiegel sind verpflichtet, die Ergebnisse der Begabungs- und Begabtenförderung an ihrer Schule kritisch zu reflektieren und dem Ministerium für Bildung einen Sachbericht vorzulegen sowie sich in einem Kolloquium mit interessierten Lehrkräften und Expertinnen und Experten in Fragen der Begabten- und Begabungsförderung einem fachspezifischen Austausch zu stellen. Danach wird über eine erneute Verleihung des Gütesiegels entschieden.
Kriterien
Das Gütesiegel wird verliehen, wenn die Schule
- über ein schulinternes Förderkonzept zur Begabtenförderung verfügt,
- individuelle Förderung unter Einbeziehung außerschulischer Maßnahmen anbietet,
- mit kompetenten außerschulischen Institutionen auf dem Gebiet der Hochbegabung (wie Schulpsychologische Dienste, BRAIN Sachsen-Anhalt, Beratungsstellen, Hochschulen, Kinder- und Jugendakademien) und im Netzwerk mit anderen Schulen zusammenarbeitet,
- über ausgebildete Lernbegleiter verfügt, die in der Begabungsförderung qualifiziert sind und Beratung an der eigenen Schule und an Schulen im Einzugsbereich vornehmen,
- Maßnahmen und Angebote evaluiert und Ergebnisse dokumentiert.
Weitere Informationen erhalten Sie auf dieser Website des Bildungsservers Sachsen-Anhalt.
Weitere Grundschulen im Netzwerk
Weitere interessierte Schulen arbeiten im Netzwerk mit und haben das Zertifikat »Begabungsfördernde Schule« erworben:
- Grundschule Ulrich-von-Hutten, Halle
- Grundschule Otto Lilienthal, Merseburg
Voraussetzung für das Zertifikat ist das Vorhandensein von zwei Lernmentorinnen bzw. Lernmentoren. Diese nehmen ihre Tätigkeit in einem kleineren Wirkungskreis vor, das heißt sie beraten und fördern zu Fragen der Begabtenförderung innerhalb und außerhalb des Unterrichts ausschließlich auf die eigene Schule bezogen.
Informationen zu den Netzwerkschulen in Sachsen-Anhalt finden Sie auf der Website des Bildungsservers Sachsen-Anhalt.
Präambel
Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Begabungen gehört zu den bildungspolitischen Schwerpunkten im Land Sachsen-Anhalt.
Ziel ist es, ein Netzwerk aufzubauen, das eine durchgängige Förderung aller Kinder und Jugendlichen vom Kindergarten bis zur weiterführenden Schule entsprechend ihrer Individualität ermöglicht und damit einen optimalen Zugang zu beruflichen Perspektiven eröffnet.
Zum Netzwerk gehören Grundschulen und weiterführende Schulen in öffentlicher Trägerschaft oder anerkannte Schulen in freier Trägerschaft. Die Auswahl und Berufung der Netzwerkschulen erfolgt durch das Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt. Die Netzwerkschulen betreuen und begleiten die Arbeit der Schulen in ihrer Region im Bereich Begabtenförderung.
Das Land Sachsen-Anhalt bietet Schülerinnen und Schülern mit besonderen Begabungen die Möglichkeit der individuellen Förderung. Beginnend mit der vorzeitigen Einschulung setzt sich die Begabtenförderung fort durch Angebote und Maßnahmen der Netzwerkschulen Begabtenförderung und der Schulen mit genehmigten inhaltlichen Schwerpunkten.
Unterrichtliche Maßnahmen werden durch vielfältige außerunterrichtliche Angebote der Begabtenförderung ergänzt. Sie helfen, individuelle Leistungspotenziale zu entdecken, Wissen zu vertiefen und anzuwenden, Kontakte zu knüpfen und Orientierungen zu finden.